Kein Mensch ist wie der andere, wir unterschieden uns in Herkunft und Religion, Hautfarbe, Sprache, Geschlecht, sexueller Orientierung, unseren Talenten und noch vielen anderen kleinen und großen Merkmalen. Werden Personen aufgrund eines oder mehrerer Merkmale aus irgendeinem Bereich ausgeschlossen, ohne dass es dafür einen nachvollziehbaren Grund gibt, ist das keine individuelle Behandlung mehr, sondern Diskriminierung. Wir schauen, was Diskriminierung ist und worum es dabei geht.
Alle Menschen gleich zu behandeln und überall dieselben Maßstäbe anzulegen, macht aufgrund unserer Unterschiede häufig nicht wirklich Sinn. Individualität und Vielfalt machen das Leben schließlich bunt. Hinter einer Diskriminierung muss nicht einmal Absicht stecken, oft sind es unbewusste Worte oder Taten, die das Gegenüber verletzen oder benachteiligen. Und wir alle können in diese Falle tappen, im realen Leben genauso wie in Social Media oder anderen Onlineplattformen.

Was bedeutet Diskriminierung?
Diskriminierung leitet sich vom lateinischen Wort „discriminare“ ab, das „Unterscheiden“ bedeutet. Es wird also grundsätzlich anhand bestimmter Merkmale zwischen Menschen unterschieden. Unterschiede zu machen ist noch keine Diskriminierung, für diese braucht es eine tatsächliche Benachteiligung der jeweiligen Person.
Die Nachteile können ganz unterschiedlich ausfallen und teilweise auch subjektiv sein. Fühlt sich jemand durch eine Bemerkung oder Beschimpfung betroffen oder verletzt, kann das schon Diskriminierung sein, auch wenn diese Wirkung nicht beabsichtigt war. Meist bringt Diskriminierung jedoch konkrete, objektive Nachteile mit sich, beispielsweise einen erschwerten Zugang zu einem Arbeitsplatz oder einer Ausbildung, schlechtere Bezahlung oder soziale Ausgrenzung.
Ungleichbehandlung kann in verschiedenen Formen auftreten: von unmittelbarer Diskriminierung spricht man, wenn zum Beispiel eine willkürliche Altersgrenze in einer Stellenanzeige angegeben ist. Mittelbare Diskriminierung meint die Benachteiligung von Menschen anhand sachlich nicht nachvollziehbarer Kriterien, etwa die Forderung nach „perfekten Deutschkenntnissen“ für eine Tätigkeit ohne Kundenkontakt. Auch die Anweisung, bestimmte Personengruppen für eine Aufgabe nicht zu berücksichtigen, ist Diskriminierung, obwohl die Handlung von Anderen umgesetzt wird. Die häufigsten Diskriminierungsmerkmale sind Geschlecht, Behinderung, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, Sprache, soziale Herkunft, Religion, politische Einstellung und sexuelle Orientierung.

Warum diskriminieren wir?
Diskriminierung kann auf mehreren Ebenen stattfinden. Individuell, also in der direkten Kommunikation zwischen zwei Personen, strukturell, indem Menschen anhand eines oder mehrerer Merkmale eine Benachteiligung erfahren, etwa bei der Jobsuche nicht berücksichtigt werden, oder auf gesamtgesellschaftlicher Ebene. Letztere besteht hauptsächlich aus Klischees und Verallgemeinerungen, beispielsweise, dass Frauen emotionaler wären oder Jungs besser rechnen können als Mädchen. Solche Vorurteile sind tief im gesellschaftlichen System verankert und werden durch die Medien immer wieder verbreitet. Sie prägen unser Bild von unterschiedlichen Personengruppen und sind daher nur sehr schwer zu bekämpfen.
Das liegt auch an unserer Geschichte. Die Gesellschafts- und Herrschaftssysteme in Europa beruhen zum Großteil auf Diskriminierung, egal ob Kirche oder Staat. Beispiele dafür sind die Kreuzzüge im Mittelalter, das Kolonialsystem im 19. und 20. Jahrhundert oder auch der Nationalsozialismus als schlimmste Form. Als soziale Wesen suchen wir nach der Zugehörigkeit zu einer Gruppe und wollen uns gegen „die Anderen“ abgrenzen. Wir werten sie ab, weil wir uns (bewusst oder unbewusst) von ihnen bedroht fühlen oder unsere Machtposition stärken wollen – bis heute.
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Welche Auswirkungen hat Diskriminierung?
Die Folgen von Diskriminierung sind weitreichend. Zum einen sind da die realen Auswirkungen in Form von Zugangsbarrieren bei Bildung oder am Arbeitsmarkt für verschiedene Personengruppen. So werden bei technischen Ausbildungen immer noch Jungs oder Männer bevorzugt, während in Kindergärten vorwiegend weibliches Personal beschäftigt ist. Ein weiteres Beispiel ist die Anstellung einer Mitarbeiterin unter der Bedingung, ihr Kopftuch als religiöses Symbol abzulegen. Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft ist im Bereich Bildung durchaus auch heute noch verbreitet, etwa, wenn manche Schulaktivitäten so teuer sind, dass sozial schwächere Familien die Beiträge nicht bezahlen können.
Diskriminierung sorgt aber nicht nur für schlechtere Chancen in der Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt, auch die Psyche der Betroffenen kann enorm darunter leiden. Glücklicherweise ist interkulturelle Vielfalt ist in vielen Unternehmen heute selbstverständlich. Davon profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Mitarbeiter:innen. Vorausgesetzt, man kümmert sie um eine gute Integration. Wie das funktionieren kann, zeigt die Techniker Krankenkasse mit dem Angebot „Vielfalt gewinnt!“. Workshops und Trainings zu Themen wie Vielfalt und Diversity Management erarbeiten ein Miteinander in der Arbeitswelt, das für Diskriminierung sensibilisiert und für ein gutes Miteinander von Führungskräften und Angestellten im Arbeitsalltag sorgt.
Wir Menschen wollen gerne dazu gehören und Teil einer Gruppe sein, damit wir uns wohl und sicher fühlen. Werden wir permanent aufgrund einer oder mehrere Eigenschaften ausgegrenzt oder beleidigt, schadet das unserer Psyche und damit in weiterer Folge auch unserer physischen Gesundheit. Gerade Kinder und Jugendliche profitieren enorm davon, zum Beispiel im Krisenchat der Techniker Krankenkasse (anonym) über solche Erlebnisse zu sprechen und sie einordnen zu lernen.

Diskriminierung schadet der Gesellschaft
Diskriminierung wirkt sich aber nicht nur auf die direkten Betroffenen aus. Wir alle, als Gesellschaft, leiden letzten Endes darunter, wenn bestimmte Person aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht oder Religion ausgegrenzt werden. Es gehen wertvolle, teils hochqualifizierte Arbeitskräfte verloren, wenn Vorurteile überhandnehmen. Zudem kommt es zu immer mehr und immer größeren Konflikten, wenn Minderheiten die Ungleichbehandlung nicht länger akzeptieren wollen und können. Überspitzt gesagt führt Diskriminierung zur „Spaltung der Gesellschaft“ in kleinere Grüppchen, die sich gegenseitig klein machen, statt Chancengleichheit durch das Berücksichtigen individueller Talente und Fähigkeiten zu schaffen.

Was können wir gegen Diskriminierung tun?
Diskriminierung ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das heißt, wir alle können sowohl diskriminieren als auch diskriminiert werden. Oft geschieht das sogar unbewusst und ohne böse Absicht, da viele Aspekte unseres Gesellschaftssystems auf Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe beruhen.
Mit diesen „Traditionen“ sollten wir brechen und uns selbst und andere auf das Thema Diskriminierung sensibilisieren. Da jeder von uns diskriminieren kann, sollten wir unser eigenes Verhalten und unseren Sprachgebrauch prüfen. Manche Begriffe sind beleidigend oder werten das Gegenüber ab und sollten daher besser aus unserem Wortschatz gestrichen werden. Darüber hinaus sollten wir offen für Kritik sein. Fühlt sich zum Beispiel ein:e Gesprächspartner:in durch Worte verletzt oder beleidigt, sollte dieses Empfinden nicht relativiert oder abgewertet werden.
Ungleichbehandlung offen anzusprechen, wenn man sie beobachtet, trägt dazu bei, das Thema immer wieder ins Bewusstsein zu holen. Auch und gerade in den sozialen Medien, wo vermeintliche Anonymität herrscht, ist es wichtig, Diskriminierung aufzudecken und ihr zu widersprechen. Schon Kinder können und müssen zum Beispiel durch Angebote wie „Gemeinsam Klasse“-Projekt der Techniker Krankenkasse lernen, gegen Ausgrenzung oder sogar Mobbing aufgrund eines willkürlichen Merkmals, zum Beispiel dem Herkunftsland, aufzutreten. Je öfter wir solche Handlungen aufzeigen, desto schneller werden Vorurteile abgebaut und Diskriminierung nicht mehr als „normal“ im Rahmen des Gesellschaftssystems betrachtet.
Aktiv gegen Ungleichbehandlung vorzugehen, zeigt auch den Betroffenen, dass sie mit ihrer Wahrnehmung nicht allein sind. Zusätzlich kann es helfen, die diskriminierende Handlung zu bezeugen, wenn sie dagegen vorgehen wollen. Anti-Diskriminierungsstellen und Organisationen helfen in diesen Fällen gerne weiter, beantworten Fragen, beraten und klären auf. Diese Organisationen aktiv oder passiv, etwa durch Spenden, zu unterstützen ist ebenfalls eine Möglichkeit, etwas gegen die uns oft so geläufige Diskriminierung im Alltag zu tun.

Diskriminierung geht uns alle an
Diskriminierung geht uns alle an, auch wenn wir uns nicht davon selbst nicht direkt betroffen fühlen. Die oft Jahrhunderte alten gesellschaftlichen Normen und Vorstellungen führen dazu, dass wir andere unbewusst abwerten und ausgrenzen oder selbst eine solche Ausgrenzung hinnehmen. Ändern können wir dies nur, wenn wir alle für dieses Thema sensibilisiert sind und die Betroffenen ernst nehmen. Gemeinsam können wir der Diskriminierung den Kampf ansagen und dafür sorgen, dass jeder und jede in seiner Individualität die gleichen Chancen und Möglichkeiten in unserer Gesellschaft erhält.