Heureka: Sorgen? Dunkle Wolken? Klar! – Ein Gespräch mit Axel Bosse über Kultur (Folge 3)

Kaum eine Branche hat die Corona-Pandemie so hart getroffen wie die Kulturszene. Doch zu einer Gesellschaft gehört Kultur dazu. Moderator Tobias Schlegl spricht in der Heureka-Folge mit Sänger Axel Bosse darüber, wie das Virus die Welt verändert hat und was die Pandemie für Auswirkungen mit sich bringt. Ein Blick in die Zukunft, die nach der Krise auch für die Kulturszene und ihre Künstler einen Neustart bedeutet.

Die Kulturbranche ist eine Branche, die es gewohnt ist, sich ständig neu zu erfinden. Unter den Lockdown-Bedingungen, dem Arbeitsausfall für Künstler:innen durch Versammlungsverbot oder Auftragseinbruch stehen viele der Kulturschaffenden wieder am Anfang. Wie ist es, damit zu leben, nicht zu wissen was kommt? Darüber spricht Moderator Tobias Schlegl mit Sänger Axel Bosse.

Wünsche und Sorgen, die jeden während dieser Pandemie-Zeit begleitet haben, sind auch dem Sänger nicht fremd. Bereits vor der Krise engagierte sich der Rassismus-Gegner für Geflüchtete und für sauberes Trinkwasser.

Axel Bosse: „Irgendwo zwischen Motivation und Depression“

Wie man eine Krise dazu nutzen, und sich dadurch auch künstlerisch weiterentwickeln kann, erzählt Bosse im Interview. Wenn man durch so eine Pandemie als Künstler:in oder Kulturschaffende:r quasi Berufsverbot hat, ist das hart. „Ich bin irgendwo zwischen Motivation und Depression“ sagt er. Bei normalerweise 100 Konzerten pro Jahr war die Pandemie ein heftiger Einschnitt. Doch es gibt auch positive Seiten: „Mal ganz abgesehen von den ganzen Ängsten, die jeder hat, habe ich mich an mein Klavier gesetzt. So viel Zeit hatte ich lange nicht für die Musik“, erinnert er sich.

Aus Hoffnung strecken wir die Hand aus
Foto: CC0 Public Domain / Unspalsh – Alexei Scutari

„Obwohl ich ein total gesellschaftlicher Mensch bin, heißt das ja nicht, dass ich geile politische Songs schreibe“, so der Künstler zu den Arbeiten an seinem neuen Song „Paradies“, für dessen Video er Künstler:innen und Kulturschaffende einlud, beim Dreh mitzuwirken. Eine von den Mitwirkenden ist Mitra Kassai, die sich mit ihrem Verein Oll Inklusiv in Hamburg darum bemüht, auch während der Pandemie ältere und jüngere Mitmenschen zusammenzubringen und das immer begleitet von kulturellen Veranstaltungen.

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Schicksal als Chance – die Corona Pandemie und die Kultur

Ein weiteres Projekt von Axel Bosse ist „Projekt Paradies„: Hierzu stellt der Künstler einmal im Monat Leute und ihre Projekte in Video-Clips vor. Man kann sich auf der Seite des Sängers die Filme anschauen und Geld spenden, damit die Macher und die Projekte auch Krisen wie Corona überstehen können. Mit dabei sind Projekte wie der Hamburger Duschbus GoBanjo, das Projekt Oll Inklusiv eine Initiative für Menschen 60+ und Deintopf, ein Projekt für soziale Lebensmittelverteilung.

Neben dem Sänger besucht Tobi Schlegl auch den Tourmanager Lars Ide. Der Inhaber einer Tourleiter-Firma und eines Aufnahmestudios wurde von Corona ebenfalls hart getroffen. Auch seelisch ist das für die Menschen nicht leicht – fragten sich viele doch: Wird man nicht mehr gebraucht? „Gebraucht wird man auf jeden Fall. Und man wird ja auch belohnt von den Menschen, für die man arbeitet“ so Ide mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Was er aus dieser Zeit gelernt hat, was seine Hoffnung für die Zukunft ist und was er sich für die Zeit nach Corona für die Gesellschaft und vor allem für die Kulturszene wünscht, erzählt er Tobi Schlegl bei dessen Besuch in den Tonstudios.

Fest steht, Kultur ist systemrelevant. Kultur ist viel mehr als nur Musik, Licht, Ton, Malerei oder Film. Kultur kann gerade in schweren Zeiten eine enorme Stütze und Kraft sein, die es den Menschen ermöglicht etwas leichter durch solche Phasen zu kommen.

Gesundheit ist das wichtigste
Foto: CC0 Public Domain / Unspalsh – Waldemar Brandt

Gesundheit ist das wichtigste, doch Kultur ist auch wichtig

„Gesundheit ist das größte Gut, im Rückblick hätte ich mir ein besseres Konzept für die Kultur gewünscht“ so Bosse. Mehr finanzielle Unterstützung für die Kultur allgemein, denn Kultur sei gut für die Seele, meint der Sänger. Die Kultur sieht er hier nicht nur als Motor der Veränderung, sondern auch als ein Instrument, das sich vieler Regeln bedienen darf. Vielleicht ist die Kunst sogar einer der wenigen Bereiche, die sich das auch heute noch erlauben darf.

Mehr Kante zu zeigen ist gut, findet Bosse. „Ich habe mich verändert, so wie sich die Gesellschaft verändert hat. Und das ist gut.“