weltverbesserer Leben Gesünder leben: als Single, Paar oder Familie?

Gesünder leben: als Single, Paar oder Familie?

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Die klassische Familie mit Vater, Mutter, Kindern als Standard-Lebensform hat in Deutschland ausgedient. Weniger als die Hälfte der Deutschen lebt noch in einer Familie, knapp 30 Prozent in einer Partnerschaft ohne Kinder, rund 23 Prozent sind Singles. Jede Lebensform hat ihre charakteristischen Eigenheiten, die auch unsere Gesundheit beeinflussen. Ob Singles, Paare oder Familien gesünder leben ist daher eine berechtigte Frage, die sich so pauschal aber nicht beantworten lässt.

Jede Art zu leben hat ihre Vor- und Nachteile für unsere physische und psychische Gesundheit. Wer einen Blick über den Tellerrand wagt, wird vielleicht als Single feststellen, dass manche Gewohnheiten einer Familie auch den eigenen Alltag bereichern können. Paare bemerken, dass Alleinstehende in einigen Bereichen durchaus eine Vorbildfunktion haben können. Wer gesünder leben möchte, muss also deswegen nicht gleich seine Lebenssituation ändern. Es genügt, sich anzusehen, was Singles, Paare oder Familien besonders gut machen — und das in das eigene Leben zu integrieren.

Gesünder leben als Single ist eine gute Frage. Dieses Plakat plädiert dafür mit dem Slogan "Stay Single"
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Alleinstehend, aber nicht einsam

Die Zahl der Singlehaushalte in Deutschland ist in den letzten 20 Jahren deutlich gestiegen. So lebt weniger als die Hälfte der Deutschen laut der Mikrozensus-Erhebung 2019 zufolge noch in einer Familie. Waren es 1991 noch rund 11,4 Millionen Einpersonenhaushalte, betrug die Zahl der Alleinlebenden 2020 knapp 16,5 Millionen. Die klassische Familienstruktur mit Mutter, Vater und zwei bis drei Kindern in einer größeren Wohnung oder im Einfamilienhaus spielt vor allem im städtischen Raum nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen sorgt die Errichtung von Wohnhäusern mit Kleinstwohnungen dafür, dass junge Menschen schneller von zu Hause ausziehen. Zum anderen steckt auch der demografische Wandel hinter dieser Entwicklung. Knapp ein Drittel der Alleinstehenden sind älter als 64 – die Kinder sind längst erwachsen und ausgezogen. Die unterschiedliche Lebenserwartung von Männern und Frauen führt außerdem dazu, dass häufig ein Partner im Alter alleine zurückbleibt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Singles einsam in ihrem Zuhause sitzen, eher im Gegenteil. Singles haben mehr Zeit, ihre Sozialkontakte zu pflegen und auszubauen. Sie sind besser in ihre Umgebung eingebunden und treffen sich häufiger mit Bekannten, Familie und Freund:innen. Zudem bleibt auch mehr Zeit für Hobbys und sportliche Aktivitäten, die, mit Gleichgesinnten betrieben, der körperlichen und psychischen Gesundheit guttun. Studien aus den USA zeigen, dass Alleinstehende fitter sind und mehr Freunde haben als Verheiratete. Ein guter Grund, sich auch in Beziehungen und im Familienleben immer wieder „Zeit für sich“ (und damit die eigene Gesundheit) zu nehmen.

Die Ernährung hat einen großen Einfluss darauf, wie gesund wir leben
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Gesünder leben in der Gruppe

Gesünder leben heißt auch, sich gesünder zu ernähren. In diesem Bereich haben eindeutig Familien die Nasen vorn. In Familien wird Wert auf gemeinsame Mahlzeiten gelegt, für die meist frisch mit gesunden Zutaten gekocht wird. Die Mahlzeiten dienen nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern sind oft auch ein Fixpunkt im Tagesablauf für alle Familienmitglieder. Dieser soziale Aspekt fällt bei Alleinlebenden weg. Als Folge davon ernähren sich Singles, vor allem Männer, häufiger einseitig und ungesund.

Weil es schnell gehen soll, wird gerne auf Fertiggerichte, Lieferdienste oder Fast Food zurückgegriffen, die oft voller Zucker, Fett und anderer ungesunder Dinge stecken. Obst und Gemüse fehlen auf dem Speiseplan häufig, wodurch es zu einem Mangel etwa an Vitaminen und Mineralstoffen kommen kann. Interessant dabei ist, dass Menschen, die in einer Beziehung leben, sich zwar gesünder ernähren, aber weniger Zeit mit Sport verbringen. Das wirkt sich auch auf das Körpergewicht aus, wie Forscher aus Deutschland und der Schweiz herausfanden. Sie verglichen den Body Mass Index (BMI) von Singles und Paaren aus neun europäischen Ländern und stellten fest, dass jener der Menschen in Paarbeziehungen deutlich höher lag.

Gesünder leben durch Küsse wie dieses Paar,
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Glücklicher in einer Partnerschaft?

Wir Menschen sind soziale Wesen, die körperlichen Kontakt und Berührungen brauchen, um glücklich zu sein. Ein Kuss beispielsweise regt die Blutzirkulation an und kann Bluthochdruck sowie überhöhte Cholesterinwerte senken. Körperkontakt sorgt für die Ausschüttung von Glückshormonen und kann helfen, Stress abzubauen. Außerdem funktioniert unser Immunsystem besser, je glücklicher wir sind.

Unter diesem Gesichtspunkt leben Paare und Familien gesünder. Berührungen sind bei ihnen Teil des Alltags und oft liebgewonnene Rituale, etwa zur Begrüßung oder zum Abschied. Wer alleine lebt, hat alleine schon deswegen weniger Körperkontakt. Die Einsamkeit macht den Singles, insbesondere bei älteren Menschen, nicht nur psychisch, sondern auch körperlich zu schaffen.

Zudem haben Forscher herausgefunden, dass Verheiratete länger leben. Die Wissenschaftler führen das unter anderem darauf zurück, dass Menschen in einer Beziehung weniger Verhaltensweisen wie Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum zeigen. Zudem achten sie mehr auf sich und ihren Partner und leben dadurch insgesamt gesünder.

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Nicht zu vernachlässigen: Gesünder leben mit weniger Stress

Bei der Frage, ob Singles, Paare oder Familien gesünder leben, sollte auch der Faktor „Stress“ nicht unberücksichtigt bleiben. Rund ein Viertel der Deutschen gibt an, unter Stress zu leiden, und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Sorge um den Partner oder die Kinder kann die Psyche zum Beispiel ordentlich unter Druck setzen. Aber auch Beziehungskrisen verursachen Stress und können auf diese Weise krank machen. Bei Singles kann die Einsamkeit Stress auslösen, ebenso wie der unerfüllte Wunsch nach einer Partnerschaft.

Für manche Menschen sind Familientreffen und soziale Verpflichtungen, etwa an Geburtstagen oder Weihnachten, große Stressfaktoren. Andere wiederum genießen das Zusammentreffen mit der Verwandtschaft, unabhängig davon, ob sie sonst allein, zu zweit oder in einem Mehrpersonenhaushalt leben.

Darüber hinaus kann die Erwartungshaltung der Gesellschaft je nach Lebenssituation nicht unerheblichen Stress verursachen, beispielsweise die Frage nach möglichen Kindern bei Paaren oder nach einer eventuellen neuen Beziehung bei Singles.

Es ist nicht unsere – gewählte oder unfreiwillige – Lebensform, die uns gesünder leben lässt. Viel mehr sind es kleine Angewohnheiten oder Rituale, die mit einer bestimmten Lebensweise in Verbindung stehen und durchaus auch von anderen übernommen werden sollten. Zudem hängt die psychische Gesundheit eng damit zusammen, wie zufrieden man in seiner Lebenssituation ist. Gesünder leben ist daher eher eine Frage der inneren Einstellung als der nach außen erkennbaren Art zu leben.